Wie leben wir morgen?

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Spektakuläre Messe-Premiere: Londoner Designerpaar gestaltet seine Vision vom Wohnen

Braucht ein Raum vier Wände? Müssen Möbel einen festen Standort haben? Ersetzen Zonen die Zimmer? Wie viel Privatsphäre wollen wir? Das sind Fragen, die sich Designer schon heute stellen. Die nicht nur das ästhetische, sondern unser ganzes Identitätskonzept durcheinander wirbeln, geht es doch um nicht weniger als die Frage, wie wir leben wollen. Die Installation „Das Haus – Interiors on Stage“, die in diesem Jahr auf der IMM Cologne Premiere hat, spielt diese Fragen auf äußerst kreative Weise durch. Eine Art Wohnlabor, in dem fortan jedes Jahr ein anderer renommierter Designer sein persönliches Konzept präsentieren wird. Das Ziel: eine Brücke zwischen dem jetzt vorhandenen Einrichtungsangebot und den Visionen der internationalen Designelite zu schlagen.

Den Auftakt macht das britisch-indische Designerpaar Nipa Doshi und Jonathan Levien, das durch seine charakteristische Ästhetik zwischen westlich-puristischer Formensprache und indischer Handwerkskunst, Globalisierung und kultureller Identität bekannt geworden ist. Hier treffen nicht nur gegensätzliche Kulturen, sondern auch Werte und Materialien aufeinander. Nipa Doshi, Jahrgang 1971, ging nach ihrem Abschluss am Londoner Royal College of Art – wo sie Levien kennen lernte – erst einmal zurück nach Indien, um mit Kunsthandwerkern heimischen Produkten einen zeitgemäßen Ausdruck zu verleihen. Ihre Objekte besitzen etwas sinnlich-erzählerisches, während der 1972 geborene Jonathan Levien als gelernter Schreiner für ein funktionaleres Verständnis von Design steht; sein Steckenpferd sind Entwicklungsprozesse und Materialien.

So spannend wie spannungs- voll wird deshalb auch das sein, was die beiden auf dem 180 qm großen Podest in der Halle „Pure Village“ zeigen. Interessant sind vor allem die Übergänge zwischen den Zonen. So denken die beiden „an eine Marktküche, nackt und voller Geräte und Lebens- mittel, eine Explosion des Lebens“, an die eine Werkstatt angeschlossen ist, „in der nicht nur gearbeitet wird, sondern auch Kinder spielen und die Familie sich zu gemeinsamen Aktivitäten trifft“. Essen, Schlafen, Baden – alles geht fließend ineinander über, nicht von ungefähr ist „hybrid“ ein von Doshi oft und gern benutztes Wort. Das konsequent umgesetzt wird. Warum, fragen sie, soll man, „während man im Salon sitzt, nicht jemanden sehen können, der eine Dusche im Spa nimmt? Wellness ist für uns als Mittel zu physischem Wohlbefinden auch mit dem Bad und mit der Küche verbunden.“

Was für ihn funktioniert und was nicht – das kann jeder Besucher individuell überprüfen. Schließlich gilt es mit „Das Haus – Interior on stage“ eine echte Feuerprobe zu bestehen: Muss sich doch ein visionärer Entwurf an der Realität und unserer Idee vom Zusammenleben messen lassen.

Titelfoto: ©Koelnmesse

Kategorien: Gute Nacht