Träumer... sind wir alle – aber warum träumen wir eigentlich?
Der größte Feind des Träumens ist das Aufwachen: Dann wird uns klar, dass alles „nur“ ein Hirngespinst war. Wir können nicht fliegen. Neben uns liegt nicht der, den wir gerade geküsst haben. Andererseits sind wir auch froh, dass die haarigen Monster verschwunden und wir doch nicht durchs Examen gefallen sind. Keine Nacht vergeht ohne Traum, auch wenn wir uns morgens nicht daran erinnern. Warum? Weil wir das Träumen als eine Art geistige Hygiene brauchen.
Wenn wir schlafen, arbeitet das Gehirn auf Hochtouren: Es mistet aus, sortiert neu und bestimmt, was es wert ist, ins Langzeitgedächtnis mitgenommen zu werden. Obendrein übertreibt es gnadenlos und zeigt Probleme des vergangenen Tages oder Ängste vor künftigen Aufgaben wie im Brennspiegel. Meist erinnern wir uns auch eher an die Alpträume als an die viel selteneren schönen. Folgt man der neueren Traum-Forschung, hat das aber durchaus einen guten Zweck: Wir konfrontieren uns mit Angst einflößenden Erlebnissen, um tagsüber besser auf mögliche Gefahren reagieren zu können. Das Gehirn übt praktisch den Ernstfall, seien es Beziehungsprobleme oder Prüfungssituationen.
Dass die geträumten Situationen in oft irritierenden Bildern durchgespielt werden, hat die Traumforscher – allen voran Freud – zu allerlei umstrittenen Deutungen veranlasst. Neurophysiologen haben festgestellt, dass in der REM-Phase (von „Rapid-Eye-Move- ment“), jener Zeit also, in der wir am intensivsten träumen, das limbische System, das die Gefühle verarbeitet, aktiver ist als im Wachzustand. Während das für die Vernunft zuständige Stirnhirn seine Aktivität zurückfährt. Unrealistisches wird plötzlich wirklich. Auch dort, wo Sinneswahrnehmungen und Bewegungen verarbeitet werden, ist jede Menge los, so dass man oft sogar bisschen erschöpft ist von den gedanklichen Ausflügen. Beruhigenderweise ruht allerdings jener Teil des Hirnstamms, der uns dazu verleiten würde, tatsächlich gegen die Monster aktiv zu werden.
Ob man nun lieber Freud, C.G. Jung oder anderen Traum- deutern den Vorzug geben will – Träumen ist nicht nur essentiell für das seelische Wohlbefinden. Es gibt uns auch jede Menge Aufschlüsse über uns selbst - vorausgesetzt, wir horchen ehrlich in uns hinein. Je länger und besser wir schlafen, desto wahrscheinlicher ist es übrigens, dass wir uns an die Träume erinnern, denn die Anzahl der REM-Phasen steigt. Wer für eine behagliche Schlafumgebung sorgt, der wird deshalb auch besser träumen. Das Unterbewusstsein registriert nämlich sehr wohl, ob der ganze Körper von einer hochwertigen Matratze getragen wird. Ob wir uns unter einer weichen Decke geborgen und von einem guten Kissen gestützt fühlen. So gut ausgerüstet, lässt es sich bestens über die ein oder andere Frage schlafen. Denn nur wer ein Träumer ist, der fühlt sich rundum wohl.
Tipps/Infos rund ums Träumen
Traumsymbole selbst deuten kann man auf:
www.traumdeuter.ch www.traumonline.de/index.php www.traumdeuter.org
Literatur:
- Norbert Lösche: Handbuch Traumdeutung: Alles über Wissen, Sprache und Analyse von Träumen. Mit großem Lexikon der Traumsymbole. Bassermann (2009), ISBN-10: 9783809424123; ISBN-13: 978-3809424123. - Sigmund Freud: Schriften über Träume und Traumdeutungen. Fischer (2006). ISBN-10: 3596104378, ISBN-13: 978-3596104376. - Michael Wieland: Schlaf und Traum: Neurobiologie, Psychologie, Therapie. Schattauer (2006). ISBN-10: 3794523865; ISBN-13: 978-3794523863.
Und was träumen andere? Filmtipps:
- Science of Sleep. (2006), Originaltitel: The Science of Sleep, Regisseur: Michel Gondry, mit Gael Garcia Bernal und Charlotte Gainsbourg. (DVD von Universal) - Akira Kurosawas Träume (1990); Originaltitel: Yume, Regie: Akira Kurosawa. (DVD von Warner Home Video)
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