Schlank im Schlaf – Realität oder Mythos?

Was über Nacht in unserem Körper passiert

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, jeden Tag zu essen, was man möchte und das ohne auch nur ein Gramm, geschweige denn ein Kilo, zuzunehmen. Egal, ob Kohlenhydrate, Fett oder Eiweiß, keine Gedanken mehr machen müssen über ausreichend Sport und Bewegung, Fettverbrennung oder Verzicht. Wie schön wäre es, einfach das essen zu können, worauf man gerade Lust hat und nie mehr Diät zu halten?! Damit würde man auch einiges an Zeit und Sorgen sparen. Aber nimmt man wirklich ab, während man schläft?

Der Verlust von Gewicht über Nacht ist keine Zauberei, sondern kann ganz logisch erklärt werden. Der Grossteil der über Nacht verlorenen Pfunde ist Wasser. Hier kommen gerne an die 0,5 Liter zusammen! Aber abgesehen von der Zahl auf der Waage fühlt sich unser Körper nach dem Aufstehen auch anders an, frischer und fast schon jugendlich. Das liegt am Regenerationsstoffwechsel. Der Körper benötigt hierfür vor allem Zeit und Ruhe, weshalb der Vorgang über Nacht stattfindet. Nachts muss der Körper seine Energie nicht aufteilen und kann sich komplett auf die Stoffwechselprozesse konzentrieren. Fett dient hier vor allem als Energiequelle. Eine ruhige, erholsame Nacht ist demnach essenziell, um den Körper zu „reparieren“ und zusätzlich die Fettverbrennung, den Lymphabfluss und die Straffung des Bindegewebes zu fördern. Ganz schön viele Vorteile, die ausreichend Schlaf mitbringt, oder? Vielleicht sollten wir statt von „Schlank im Schlaf“ von „Schön im Schlaf“ sprechen?!😉

Das Konzept „Schlank im Schlaf“ von Dr. Detlef Pape

Obwohl wir über Nacht etwas an Gewicht verlieren, gleichen wir die verloren Kalorien über den Tag schnell wieder aus, sodass die Zahl auf der Waage am Ende des Tages wieder höher ist als noch am Morgen. Detlef Pape, der als geistiger Vater des „Schlank im Schlaf“ Prinzips gilt, vertritt allerdings die These, dass Abnehmen im Schlaf möglich ist.

Hinter der angenehm klingenden Methode der „Schlank im Schlaf“-Diät steckt ein Ernährungsplan, der Insulin-Trennkost vorsieht. Bei dem Konzept zur Verbrennung von Fett geht es zum einen um eine bestimmte Zusammensetzung der Nährstoffe, zum anderen um die Anpassung der Mahlzeiten an den Biorhythmus des Menschen. Ziel ist es, mit der Zeit den Insulinspiegel niedrig zu halten. Durch Insulin wird die Fettverbrennung blockiert, weshalb die Ausschüttung des Stoffes so gering wie möglich gehalten werden soll. Viele wird vielleicht freuen, dass bei dieser Insulin-Trennkost-Diät kein strikter Verzicht auf Süßigkeiten vorausgesetzt wird, wie es bei vielen anderen Diäten der Fall ist. Vielmehr sind ausgewogen essen und eine längere Pause zwischen den Mahlzeiten die Schlüssel zum Erfolg. So weit, so gut, doch was heisst das jetzt konkret für die Ernährung? 

Auf das richtige Verhältnis der Nährstoffe kommt es an

Insulin wird dann vermehrt ausgeschüttet, wenn Kohlenhydrate auf tierische Eiweiße treffen. Im Umkehrschluss müssen diese beiden Nährstoffe voneinander getrennt werden, um der Insulinproduktion entgegenzuwirken und somit die Verbrennung von Fett anzuregen. Ein Tag nach Dr. Papes „Schlank im Schlaf“ Ernährungs-Konzept könnte folgendermassen aussehen: Zum Frühstück morgens sollen viele Kohlenhydrate aufgenommen werden, zum Beispiel in Form von Brot oder Brötchen mit Honig oder Marmelade. Mittags beim Mittagessen gibt es keine Einschränkungen, sowohl kohlenhydrat- als auch eiweißreiche Kost darf gegessen werden. Beim Abendessen heißt es: den Körper auf die nächtliche Fettverbrennung einstellen und dazu abends auf Kohlenhydrate verzichten. Stattdessen stehen eiweißhaltige Lebensmittel wie Fisch, mageres Fleisch oder Quark auf dem Speiseplan. Während diese Art Diät mit Trennung von Kohlenhydraten und Eiweiß für einige vielleicht machbar wäre, obwohl auch das schon mit viel Planung einhergeht, gibt es zwei weitere Haken. Zum einen ist Insulin das einzige blutzuckersenkend wirkende Hormon und sorgt dafür, dass Glukose aus dem Blut in die Körperzellen gelangt, um diese mit Energie zu versorgen. Auch wenn die Verbrennung von Fett angestrebt wird, dieser Prozess ist für unseren Körper ebenfalls wichtig und sollte nicht zu sehr unterbunden werden. Zum anderen müssen bei der Insulin-Trennkost-Diät zwischen den Mahlzeiten jeweils fünf Stunden Pause liegen. Die Idee dahinter ist, dass der Insulinspiegel komplett absinken kann, bevor er bei einer erneuten Mahlzeit wieder ansteigt. Zwischenmahlzeiten und Snacks rund um die Uhr sind also nicht erlaubt, gegessen werden darf nur zu den drei Mahlzeiten am Tag. Im Alltag kann das aber eine ganz schöne Herausforderung sein! 

Schlank im Schlaf Diät: Alles eine grosse Marketing-Lüge?

Das Buch „Schlank im Schlaf“ von Dr. Pape mit seinem gleichnamigen Konzept hat in der Zeit seiner Veröffentlichung im Jahr 2006 für viel Aufsehen gesorgt. Ist es tatsächlich so einfach mit dem Abnehmen Erfolg zu haben? Seien wir mal ehrlich, jeder weiss, dass fünfstündige Pausen zwischen den verschiedenen Mahlzeiten für die meisten Menschen unrealistisch sind. Denn dann würde nicht nur der Kaffee am Nachmittag wegfallen, sondern auch gesunde Snacks, wie Mandeln und Obst, die uns in anspruchsvollen oder stressigen Situationen die nötige Energie liefern, würden von der Tagesordnung genommen werden.

Wirklich neu sind Papes Erkenntnisse nicht. Er nimmt sich lediglich die Erkenntnisse der Wissenschaftler zu Herzen und hat erkannt, dass gerade nachts die Vorgänge in unserem Körper ungestört ablaufen können. Brauchen wir dafür also ein neues Diäten-Buch, das sich zu den bereits angesammelten Büchern gesellt? 

Den Körper verstehen und auf ihn hören

Es braucht nicht unbedingt Diäten, die viel versprechen und von denen am Ende meist nur der Jo-Jo-Effekt bleibt. Um wirklich schlank im Schlaf zu werden, müssen der Körper und seine Prozesse verstanden werden. Während wir schlafen, laufen viele wichtige Verfahren im Körper ab. Ein ausreichend langer Schlaf kann deswegen beim Abnehmen helfen. Schon anderthalb Stunden nach dem Einschlafen beginnt der Stoffwechsel. Je länger die Schlafphasen dauern, desto mehr Zeit hat auch der Stoffwechsel zum Arbeiten, die ideale Schlafdauer liegt bei sechs bis acht Stunden am Tag. Um gut einschlafen zu können, helfen Rituale und entspannende Tätigkeiten wie lesen oder Musik hören. Ist eine Schlafphase besonders tief, ist dies besser für die Regeneration des Körpers, als wenn wir oft aufwachen.

Natürlich können wir jetzt nicht den ganzen Tag verschlafen, in der Hoffnung, dass die Pfunde purzeln, wir haben stattdessen ein paar zusätzliche Tipps. 😉 Ausreichend Bewegung sollte in jeden Alltag integriert werden, um einen gesunden Lebensstil zu unterstützen. Dabei muss es noch nicht einmal der Gang ins Fitnessstudio sein, schliesslich gibt es eine Menge simpler Alternativen. Den Aufzug durch die Treppe zu ersetzen oder die letzten Meter zum Büro zu Fuss gehen, statt das Auto oder die Bahn zu nehmen, können auf Dauer grosse Wirkung zeigen. Für Morgenmenschen, diejenigen, die es noch werden wollen, oder Menschen, die abends einfach keine Zeit haben, ist vielleicht auch Frühsport eine Alternative. Ausserdem sollte die letzte Mahlzeit nicht direkt vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Der Körper ist dann nämlich mit dem Verdauen beschäftigt und kann nur einen Teil seiner Energie für die Regenerationsprozesse aufwenden. 

Ganz mühelos funktioniert das Abnehmen über Nacht leider nicht und schon gar nicht von dem einen auf den anderen Tag. Wenn wir aber auf unseren Körper hören, uns am Tag ausreichend bewegen und darauf achten, nicht gestresst ins Bett zu gehen, fördern wir einen erholsamen Schlaf. Und der ist wichtig, denn damit kommen wir unserem Ziel, schlank im Schlaf zu werden, schon ein Stück näher. 😉