Welche Ursachen hat Schlafwandeln?
Schlafwandeln ist ein spannendes Phänomen – vor allem, weil die genauen Ursachen bis heute kontrovers diskutiert werden. Die Betroffenen befinden sich in einem Dämmerzustand, in dem sie trotz „ausgeschaltetem“ Bewusstsein komplexe Handlungen vollführen können. Zeichen von Schlaf und Wachsein gleichzeitig erleben zu können, widerspricht jeglicher Logik. Und genau das macht das Phänomen zu einem faszinierenden Forschungsgegenstand. Hier erfährst du, welche Trigger die nächtlichen Ausflüge begünstigen und welche Massnahmen dir wieder zu einer besseren Schlafqualität verhelfen.
Schlafwandeln – Ein Phänomen mit ungeklärten Ursachen?
Eine schlafende Person, die ihr Bett verlässt und mit geschlossenen Augen durch das Haus wandert – für Aussenstehende hat Schlafwandeln einen höchst mysteriösen Charakter. Dabei ist es der Widerspruch, gleichzeitig zu schlafen und dabei doch irgendwie wach zu sein, der uns dazu inspiriert, mehr über das Phänomen herausfinden zu wollen. Dass Schlafwandeln nach wie vor nicht mit eindeutigen Ursachen in Zusammenhang gebracht werden kann, macht das Ganze noch interessanter.
Faszinierend ist auch, dass nicht alle Personen gleichermassen anfällig für das Phänomen sind. Schlafwandeln tritt praktisch nie im Erwachsenenalter auf – und falls doch, stecken meist andere Ursachen dahinter als bei Kindern. Letztere sind überproportional häufig von den ungewollten nächtlichen Ausflügen betroffen. Eine Erklärung dafür ist schnell gefunden: Im Gegensatz zu Erwachsenen sind die Gehirnfunktionen bei Kindern noch nicht voll entwickelt. Im Schlaf sind sie daher anfälliger für Störungen. Was das Geschlecht angeht, so sind Männer und Frauen zu ungefähr gleichen Teilen vom Schlafwandeln betroffen.
Bekommen Schlafwandler ihre nächtlichen Ausflüge mit?
In der Wissenschaft geht man davon aus, dass beim Schlafwandeln ein neuronales Ungleichgewicht zu den wahrscheinlichsten Ursachen gehört. Dies würde auch erklären, warum das Phänomen so oft in jungen Jahren auftritt, denn bei Kindern befindet sich das Gehirn noch in der Entwicklung. Eine Tatsache ist allerdings besonders verblüffend: Betroffene haben selbst keine Ahnung, was mit ihnen im Schlaf passiert. Am nächsten Morgen erinnern sie sich nicht an ihren nächtlichen Ausflug – und sind möglicherweise ganz verstört, wenn man ihnen davon berichtet.
Wie kann es möglich sein, dass ein Schlafwandler sich nicht an Handlungen erinnern kann, die er doch selbst ausgeführt hat? Während des Schlafs muss etwas ablaufen, das den Bewusstseinszustand der Betroffenen verändert. Um nachzuvollziehen, was genau einen Schlafwandler von einem normalen Schläfer unterscheidet, müssen wir zunächst verstehen, wie der menschliche Schlafzyklus abläuft.
Was passiert beim Schlafwandeln genau im Körper?
Schlaf hat viele Gesichter. Normalerweise läuft unsere nächtliche Erholung in einem festgelegten Muster ab: Ein Schlafzyklus wird durch vier verschiedene Schlafphasen charakterisiert, während derer komplexe Prozesse in unserem Körper ablaufen. Zunächst fallen uns in der Einschlafphase allmählich die Augen zu, bevor wir in einen leichten Schlaf gleiten. Dieser wird später von einer Tiefschlafphase abgelöst, die in den sogenannten REM-Schlaf oder Traum-Schlaf übergeht.
Gerade die Tiefschlafphase hat eine entscheidende Bedeutung für die körperliche Erholung. Verschiedene Regenerationsprozesse werden eingeleitet und geben dem Immunsystem die Gelegenheit, die Abwehrkräfte des Körpers zu stärken und sich gegen drohende Krankheiten zur Wehr zu setzen. Phänomene wie das Reden im Schlaf oder Schlafwandeln treten ausschliesslich im Tiefschlaf auf. Doch während die meisten Personen vom Tiefschlaf in den REM-Schlaf gleiten, tritt bei Schlafwandlern ein wesentlicher Unterschied auf: Sie wachen im ersten Drittel aus dem Tiefschlaf auf. Doch hat dieses Aufwachen nichts damit zu tun, was wir normalerweise mit dem Wort verbinden. Vielmehr sind sie nur unvollständig wach, ihr Bewusstsein bleibt im Ruhe-Modus, während die Motorik funktioniert. Übersetzt bedeutet das: Auch wenn Schlafwandler nicht mitbekommen, was sie tun, können sie in diesem geistigen Dämmerzustand komplexe Handlungen ausführen. Oft wird das Schlafwandeln durch einen einfachen Weckreiz wie Strassenlärm getriggert, aber kann dies wirklich die einzige Ursache sein?
Welche Ursachen lösen Schlafwandeln aus?
Forscher, die sich mit dem Phänomen Schlafwandeln befassen, haben die eindeutigen Ursachen bis heute noch nicht identifizieren können. Die Wissenschaftler haben sich dem Phänomen jedoch annähern können, indem sie gewisse Schlüsselreize aufgedeckt haben. Diese sollen Schlafwandeln bei Menschen, die dafür anfällig sind, auslösen können.
- Laute Geräusche wie Strassenlärm, Musik, das Schnarchen des Bettpartners oder der Bettpartnerin
- körperliche Erkrankungen wie Fieber – vor allem bei Kindern
- Körperliches Unwohlsein und Schmerzen
- Alkoholgenuss vor dem Schlafen
- Die Einnahme bestimmter Medikamente
- Stress und psychische Anspannung
- Schlafmangel
- Genetische Veranlagung
Ist Schlafwandeln heilbar?
Bei vielen Betroffenen, die im Kindesalter Probleme mit Schlafwandeln hatten, lässt das Phänomen nach und sie zählen im Erwachsenenalter wieder zu den normalen Schläfern. Und das ist beruhigend, existiert doch bis heute keine Heilmethode, mit der man Schlafwandeln kurieren kann. Wogegen Betroffene jedoch vorgehen können, sind einige der auslösenden Faktoren. Und gegen diese lassen sich sogar sehr gut Vorkehrungen treffen.
- Schlafwandeln tritt im Tiefschlaf auf. Vermeide daher schlafvertiefende Faktoren. Als Schlummertrunk ist Alkohol also tabu.
- Kümmere dich um eine bessere Schlafhygiene. Vor dem Einschlafen hilft beispielsweise ein angenehmes Schaumbad, um herunterzukommen und deinen Körper auf den Schlaf einzustimmen.
- Vermeide Stress, wo es nur geht. Wenn sich zu viel mentaler Ballast angestaut hat, lohnt sich das Praktizieren von Entspannungsmethoden wie Meditation, Yoga oder PMR vor dem Zubettgehen.
- Schlafrituale helfen nachweislich dabei, die Schlafqualität zu verbessern. Wie wäre es beispielsweise, vor dem Schlafengehen ein Dankbarkeitstagebuch zu führen oder einen Einschlaf-Podcast zu hören?
Sobald du das Schlafwandeln in den Griff bekommst, verbessert sich deine Schlafqualität automatisch und du kannst dich über bessere Erholung freuen. Damit das Schlafwandeln bis dahin ungefährlich bleibt, ist es jedoch wichtig, deine Schlafumgebung abzusichern. Räume Stolperfallen aus dem Weg und sichere Fenster und Türen ab. Sollten starke psychische Belastungen als Ursachen für das Schlafwandeln infrage kommen, solltest du dir professionelle Unterstützung suchen. Ärzte oder Therapeuten können dich mit einer passenden Therapie begleiten – und du kannst endlich wieder beruhigt einschlafen.
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