Sackgasse Überholspur: Wie wir der Ruhe endlich wieder zu ihrem Recht verhelfen
Endlich Feierabend. Schnell unter die Dusche, dann ist vielleicht noch Zeit, kurz mit Fanny in Sydney zu skypen, bevor der Fisch im Ofen fertig ist. Beim Essen im Bett fix die DVD auf dem Laptop zu Ende gucken, bis sechs Stunden später der Wecker klingelt. Schlafen ist Zeitverschwendung. Warum wir uns das antun? Weil uns Multitasking und effizientes Zeitmanagement zeigen, dass wir gut funk- tionierende, erfolgreiche Persönlichkeiten sind. Dass Arbeit und Freizeit den gleichen Prinzipien gehorchen, stört uns nicht. Bis Schlafstörungen und Rückenschmerzen zeigen, dass Körper und Psyche streiken. Stop! Wer sind eigentlich diese künstlichen Beschleuniger, die selbst die Ruhephasen mit Vollgas überfahren? schlafKULTUR gibt 10 Tipps, wie man gleich heute Abend auf die Bremse treten kann.
1. Rituale pflegen. Ein abendlicher Spaziergang, eine Tasse Tee auf dem Balkon, ein Fußbad oder eine Entspannungsübung zeigen Körper und Seele: jetzt ist Feierabend. Die Erregungskurve kann allmählich abnehmen.
2. Den Kopf leeren. Und vom Denken an nichts bloß nicht ablenken lassen. Gegen das Gedankenkreisen helfen Konzentrationsübungen wie Meditation – die man leider in der Tat üben muss.
3. Im Augenblick verweilen. Wie fühlt es sich an, mit jeder Faser schwer auf dem weichen Bett zu liegen? Wie klingt der Atem? Indem wir innehalten und uns auf uns selbst konzentrieren, entscheiden wir selbst, wie die Zeit für uns vergeht.
4. Müßiggang zur Stärke erheben. Im Film „Es war einmal in Amerika“ fragt ein Mann den anderen, den er seit Kindheitstagen nicht gesehen hat, „Was hast du gemacht all die Jahre?“ Die Antwort: „Ich bin früh ins Bett gegangen.“ Diese Mafioso-Coolness gilt es zurück zu erobern.
5. Muße tanken. Aus dem Fenster gucken. Im Bett liegen und schöne Musik hören. Gedanken, die einfach mal ziellos schweifen dürfen, belohnen einen mit überraschend schönen, neuen Gedanken.
6. Prioritäten setzen. „Hast du es eilig, gehe langsam. Hast du es besonders eilig, mache einen Umweg“, sagt ein japanisches Sprichwort. Gründlich und strukturiert – und damit in aller Ruhe - überdachte Schritte führen dennoch oft schneller zum Ziel als überhastete.
7. Anspannung und Entspannung ausbalancieren. In der Natur stehen Ruhe und Aktivität in ständigem Wechsel – das eine funktioniert nicht ohne das andere. Ein ge- wisses Maß an Anstrengung darf also ruhig sein. Wenn die Ruhephasen stimmen.
8. Unerreichbar sein. Handy und Laptop am besten aus dem Schlafzimmer verbannen. Fast nichts ist so wichtig, dass es nicht auf den nächsten Tag warten kann. Erst in einer wirklich abgegrenzten Ruhezone kann die Auszeit beginnen.
9. Sich fallenlassen. Nicht irgendwo hin. Sondern auf eine Matratze, die uns trägt und stützt. Nirgends sind wir so geborgen wie in unserem Bett. Je hochwertiger es ist, desto besser können wir auftanken.
10. Genug schlafen. Wie viel Zeit wir dem Entschleuniger schlechthin einräumen, sollte der individuelle Biorhythmus entscheiden. Zumindest an den Wochenenden und im Urlaub. Wer seinen Schlaf dauerhaft beschneidet, muss leider damit rechnen, dass er sich früher oder später an der Gesundheit rächt.
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