Faszination Winterschlaf – wie Tiere durch die kalte Jahreszeit kommen
Rechtzeitig zwischen September und November starten Zugvögel jährlich ihre Reise gen Süden, um den eisigen Temperaturen zu entkommen, die im Winter auf der Nordhalbkugel herrschen. Dieses Verhalten klingt für uns Menschen ziemlich logisch: Wird es Vögeln zu kalt, fliegen sie einfach dorthin, wo es warm ist. Doch wie überstehen andere Tierarten, die nicht in der Lage sind, ihre Flügel zu spannen und sich auf und davon zu machen den kalten Winter? Sie müssen nach anderen Lösungen suchen! Winterschlaf ist nur eine davon. Was hinter diesem Phänomen steckt und welche Tierarten jeden Winter in einen tiefen Schlaf fallen, erfährst du hier.
Winterschlaf – die Langschläfer unter den Tieren
Murmeltiere und Siebenschläfer sind absolute Rekordhalter in Sachen Winterschlaf, denn jedes Jahr fallen sie bereits im frühen Herbst in einen siebenmonatigen Schlaf, der bis zum Frühling andauert. Hierfür fressen sie sich möglichst viele Fettreserven an und suchen bei Einbruch des Winters eine frostfreie Unterkunft wie Laubhaufen, kleine Höhlen oder Ähnliches. Die Körpertemperatur sinkt auf um die 0°C, ihr Herz schlägt nicht mehr so oft und sie atmen viel weniger. Zudem können sich Darm und Magen um die Hälfte vermindern, um Energie zu sparen. Dass die Winterschläfer nun für die nächsten Monate durchgängig in diesem Zustand verbleiben und erst im Frühjahr wieder erwachen, ist jedoch ein Irrglaube. Vielmehr wechseln sich Schlafphasen mit Wachphasen ab, die allerdings nur von kurzer Dauer sind, um Energiereserven zu sparen. Aber warum schlafen manche Tiere eigentlich in den Wintermonaten? Die Antwort ist recht einfach: Im Winter wird das Futter knapp und im Winterschlaf schaffen Tiere es, ihren Stoffwechsel soweit runterzufahren, dass sie trotz Futterknappheit überleben können. Wenn nun im Frühjahr die ersten warmen Sonnenstrahlen auf die Erde treffen, beginnt im wahrsten Sinne des Wortes das Frühlingserwachen. Ausgelöst durch die warme Aussentemperatur schütten die Winterschläfer Hormone aus, welche dem Körper signalisieren seine Temperatur langsam wieder hochzufahren. Ab einer Körpertemperatur von 15°C fangen die Schlafmützen an, sich langsam zu bewegen, bis sie nach einiger Zeit wieder putzmunter sind.
Winterruhe – Winterschlaf mit Pausen
Anders als das Murmeltier halten zum Beispiel Eichhörnchen, Waschbären und Feldhamster lediglich eine Winterruhe. Ein Unterschied zum Winterschlaf ist die Körpertemperatur, die bei der Winterruhe nicht sinkt. Herzschlag und Atmung verlangsamen sich bei den ruhenden Tieren zwar, sinken aber ebenfalls nicht so stark wie beim Winterschlaf. Tiere, die Winterruhe halten, suchen sich eine trockene, geschützte Unterkunft für die Wintermonate. Allerdings verschlafen sie die kalte Jahreszeit nicht komplett, sondern wachen häufiger aus ihrer Ruhe auf. Dann suchen sie nach Nahrung, um ihre Kraftreserven aufzufüllen.
Winterstarre – bloss nicht bewegen
Was auffällt ist, dass ausschliesslich Säugetiere Winterruhe und Winterschlaf halten. Doch was ist eigentlich mit Amphibien und Reptilien, die genauso wenig in der Lage sind, sich im Winter in den warmen Süden zu verziehen?! Tiere, wie Frösche, Eidechsen und Schnecken, die kein dickes Fell besitzen, fallen in eine sogenannte Winterstarre. Der Grund dafür ist, dass sie zu den gleichwarmen Tieren gehören, was bedeutet, dass ihre Körpertemperatur immer der Umgebungstemperatur entspricht. Ihre dünne Haut bietet keinen Schutz vor Kälte, daher passt sich ihre Körpertemperatur zwangsläufig der Aussentemperatur an, wodurch sie beginnen langsamer zu atmen und in einen Zustand der Kältestarre verfallen. In dieser Zeit findet kaum Stoffwechselaktivität statt und lediglich eine erhöhte Konzentration von Glukose verhindert ein lebensbedrohliches Einfrieren der Körperflüssigkeiten. Faszinierend, wie Tiere in der Lage sind, sich ständig ihrer Umgebung und den Witterungsverhältnissen anzupassen, um zu überleben, oder? Nur gut, dass wir Menschen uns in den kalten Wintermonaten auf eine warme Heizung oder einen gemütlichen Kamin verlassen können!
Halten Bären Winterschlaf
Bären halten in den Monaten von Oktober bis Dezember eine Winterruhe. Diese Zeit verbringen sie meist in Höhlen, die sie sich selbst gegraben haben. Der Grund für die Winterruhe ist allerdings nicht die kalte Jahreszeit, sondern vielmehr, dass der Bär während dieser Zeit nicht ausreichend Nahrung findet. Daher muss sich das Tier bereits im Herbst eine Fettschicht anfressen, die es ihm erlaubt bis zu drei Monate lang keine Nahrung zu sich zu nehmen. Während dieser Zeit verliert der Bär einiges an Gewicht und muss seinen Energieverbrauch einsparen.Aber hält der Bär jetzt einen Winterschlaf? Über die genaue Bezeichnung des Ruhezustandes von Bären gibt es noch heute eine gewisse Unsicherheit. Mit dem Winterschlaf eines Murmeltieres oder eines Igels ist die Winterruhe des Bären aber nicht zu vergleichen. Das liegt daran, dass der Bär trotzdem leicht aufzuwecken ist, er kann also auch während seiner Ruhephase noch Angreifer abwehren und sich im Notfall verteidigen.
Grundsätzlich ist jeder Bär anders. Es gibt also nicht die eine Lebenswiese, wie sich das Tier verhält. Einige Bären leben sogar ohne Winterruhe und haben gelernt, wie sie ihre Nahrung in den kalten Zeiten finden.
Igel und ihr Winterschlaf
Bereits im Oktober wird es für Igel schwieriger an Nahrung zu gelangen. Sie beginnen dann ihr Nest aus totem Holz, Reisig und Laub für den Winter zu bauen. Um sich vor den kalten Temperaturen zu schützen, sucht sich das Tier Erdmulden, verkriecht sich unter Hecken oder unter Reisighaufen.Wer in seinem Garten keine natürlichen Unterschlupfmöglichkeiten zu bieten hat, kann ein kleines Häuschen für das Tier bauen.
Es kann vorkommen, dass Igel bei höheren Temperaturen wieder wach werden. Dies ist an sich kein Problem, ausser es passiert in einem Winter mehrmals. In dem Fall kann es sein, dass der Igel an Kraft verliert, da nicht ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. Um Igel in dieser Situation zu unterstützen, kann ein Napf mit Katzenfutter und Wasser bereitgestellt werden. Hier ist aber zu beachten, dass nur Igel versorgt werden sollten, bei denen es deutlich zu erkennen ist, dass sie unterernährt sind.
Igel halten ihren Winterschlaf von Mitte November bis März oder April und in manchen Fällen auch bis in den Mai hinein. Im Vergleich zum Bären kann der Igel sich während dieser Zeit aber nicht verteidigen oder bei Gefahr fliehen. Es ist daher wichtig, das Nest in dieser Zeit nie zu bewegen.
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